Inhalt des Dokuments
Science-Technology-Society: ein technikhistorisches Konzept der neueren Kulturwissenschaften für die Stadtgeschichte des 19. und des 20. Jahrhunderts
Modul 6: Stadt im Netz
Mi 10-12 Uhr
• FR 3035 • Beginn: 13.04.2011
Seminarplan [1]
Technologien jeglicher Art sind integraler Bestandteil des urbanen
Alltags. Die Einführung industriell-maschineller Infrastrukturen im
19. und frühen 20. Jahrhundert führte zu massiven Veränderungen
städtischer Landschaften und Alltagspraxen. Wichtige technologische
Innovationen der urbanen Infrastruktur waren die Erweiterung der
Kanalisationssysteme um 1850 sowie die Einführung der Gasversorgung
und des Stromnetzes Ende des 19. Jahrhunderts. Dadurch entstanden neue
Hygieneregime, neue Körpertechniken und auch die Geschlechternormen
veränderten sich. Seitdem haben weitere Investitionen in die
Verkehrstechnik von Straßen-, Untergrund- und Schnellbahnen die
Nutzung von Stadträumen verändert. Die Wahrnehmung der modernen
Stadt wurde in vielfältiger Weise ausdifferenziert. Moderne
Technologien, wie beispielsweise das Automobil oder die Verkehrampel,
wirkten auf unzählige Aspekte städtischer Interaktionen und
Wahrnehmungsformen. Als Technologien der Zirkulation von Personen, der
Verteilung von Waren und der Verdichtung von Informationen gehörten
sie zu den nachhaltigsten Dynamisierungsfaktoren urbaner
Alltagserfahrungen. Diese Technologien sollten im urbanen Alltag eine
entlastende Funktion übernehmen, sie schufen jedoch auch neue
Abhängigkeiten und Zwänge. In ihrer Funktion als
Steuerungsinstrumente zwischen Herrschaft und Alltag bewirkten sie
soziale Inklusion und Exklusion. Dies zeigte sich unter anderem am
Beispiel der Haushaltstechnik. Staubsauger, Kühlschrank und
Waschmaschine fungierten als hochgradig wirkmächtige Artefakte der
Technisierung des Alltags. Gerade diese Techniken des urbanen Alltags
transformierten und etablierten gleichzeitig geschlechtsspezifische
Rollen.
Das Seminar erkundet, wie Technologien als
konstitutive Elemente urbaner Vergesellschaftungsprozessen mittels des
Konzeptes der Science, Technology and Society Studies (STS) analysiert
werden können.
Literatur:
Dirk van
Laak, "Infra-Strukturgeschichte, in: Geschichte und
Gesellschaft 2001 (27), S. 367-393; Bernhard Rieger,
Technology and the Culture of Modernity in Britain and Germany,
1890-1945, Cambridge 2005, Bruno Latour, "Ethnographie einer
Hochtechnologie: Das Pariser Projekt ‚Aramis' eines automatischen
U-Bahn-Systems," in: Werner Rammert/ Cornelius Schubert (Hg.),
Technographie; Zur Mikrosoziologie der Technik, Frankfurt/M.
2006, S. 23-60; Ruth Schwartz Cowan, More Work for Mother: The
Ironies of Household Technology from the Open Hearth to the
Microwave. New York 1985.
ptordner_Master/Seminarplaene/SS11/3_pdfsam_SS_11_Modul
6_Disko.Wagner-Kyora_Science-Technology-Society.pdf